Donnerstag, 24. Mai 2012

Zaungäste


der regen
prasselt
an meine tür
drinnen
lodert
die wut
das unsagbare
hände
schreien
nach erde
wohllüstig
schwerer lehm
trotzt
meiner kraft
worte
im stakato
unsinnig
zusammenhangslos
fluten
durch den raum
der
sich füllt
mit schaurigem
gelächter
am fenster
tausend
augen
blinde
passagiere
meiner
reise
geladene
gäste
schlüpfen
durch
astlöcher
riechen streng
laut
und ungehalten
schön.

Mittwoch, 23. Mai 2012

Das weisse Kleid


- vielleicht das letzte-
Es kleidet nicht, annähernd verhüllt es etwas, das ich ungern meinen Körper nenne. Einst voller Spannkraft, hält mich heute nicht mehr viel zusammen. Der Gurt festgezurrt um mich und den Stuhl, als wären wir eins. Dabei wollt‘ ich aufstehn, den Spiegel etwas höher rücken um in mein Leben zu blicken, es zu suchen in den Falten und Furchen, in meinem Gesicht, das mir noch immer lieb ist. So aber kann ich nur erahnen, was mich bewegt. Ein Drang nach rechts, in die Zukunft; oder ist’s nach links in die Vergangenheit? Wer weiss das schon. In dieser Stille vermischt sich das Eine mit dem anderen. Und weit komm ich nicht. Etwas flattern mit den Händen, ungelenk und einsam, ja, vielleicht mit den Füssen an Ort und Stelle treten, die Zeit totschlagen. Doch ich sehe sie nicht. Nur meine Knie, verletzlich und nackt unter dem hochgerutschten Saum. Was bleibt ist warten. Warten, dass das Leben zu mir kommt. Warten, dass mich Einer zurechtrückt, füttert, wäscht, in’s Bett bringt. Warten,dass das bisschen Alltag nicht das Einzige sei, was bleibt. Sonst müsste ich meinen Blick festmachen am zerknitterten Stoff, dem ungemachten Bett, dem schmucklosen Raum, der mir keine Heimat ist. Oder gar träumen von einem Ausflug....festgezurrt am Gehwagen? Ob sie den Stuhl dann erst wegnehmen? Könnt ich in den Spiegel blicken, sähe ich ein vorbei huschendes Lächeln, etwas Schalk. Vielleicht. So aber, lass ich den Gehwagen stehen, wo er steht, nämlich hinter mir. Rechts oder ist es links? Verflixt. Hier verlier ich noch den Kopf. So warte ich denn. Und wünschte mir etwas mehr zu sehen, im Spiegel anderer oder meiner Augen: Wer ich war, wer ich bin. Frau oder Mann? Ahnungen, die mir schneller zerrinnen als die Wochen, könnt ich festhalten. Mit beiden Händen. Nicht zaghaft, sondern fest und klar. Könnte mich aufrichten an Erinnerungen, an einem Lächeln, an einer Träne. Ob ich das will? Wer weiss. So bleibt mir ein Flecken Licht, den ich fast greifen kann mit meiner Hand. Und die Lust mich hinein zu denken. Laut und deutlich. Worte, die für mich sprächen und ich bräuchte keinen Spiegel mehr: Ja; ich bin alt. Alt und einsam. Und- ich werde sterben. Schade.