Samstag, 23. Juni 2012

spieglein spieglein

Foto: martinbichsel.ch






spiegel-parlament/  name and shame, 23.juni 2012 bundesplatz bern; asyldemo. 






fotos m & s


Samstag, 2. Juni 2012

geschädigte?

gründonnerstag oder ein absurder moment in liestal

mittwochnacht sehe ich auf twitter (christof moser sei dank!) das neue cover der weltwoche und traue meinen augen nicht.
offener rasissmus; als etwas anderes kann ich die komposition aus bild und titel, samt untertitel nicht verstehen.
meine gedanken springen wie verrückt zwischen dem was ich in den letzten jahren an hetzte, diskriminierung und verfolgung der roma mitbekommen habe, meinen erinnerungen zu "kinder der landstrasse" der projuventute, und meiner scham über jede von mir als kind verkaufte briefmarke und meinen möglichkeiten der salonfähigen hetze der svp samt ihrem sprachrohr weltwoche/köppel etwas entgegenzusetzen, hin-und her.

nach ein unruhigen nacht, weiss ich was ich tun will.
ich eile morgens an den nächstbesten kiosk, kaufe eine druckfrische ausgabe der aktuellen weltwoche.
die artikel lese ich mit widerwillen. buchstaben, tonfall und botschaften, liegen schwer in meinem magen.
ich fahre damit nach liestal zum polizeiposten.
vorsorglich hatte ich frühmorgens art261 stgb vorwärts und rückwärts gelesen, sämtliche neuere kommentare und artikel die online zu finden waren noch dazu.
ich wähne mich also gut vorbereit und gehe stracks an den schalter.

der polizist, der mir nach meinem klingeln entgegenkommt, will etwas unwirsch wissen, was ich wünsche.
ich lege also die weltwoche auf den tresen und sage:" ich möchte anzeige erstatten".
sein gesichtsausdruck wird sofort stoisch.
"gegen wen und warum?"
"nun, gegen die weltwoche, resp. den herausgeber, herrn köppel, wegen verstoss gegen den artikel 261 stgb" sage ich vielleicht etwas zu keck.
" wieso?"
" ja schauen sie doch bitte selbst das coverblatt an".
" ich sehe nichts rasisstisches" entgegnet der beamte.
" ich möchte jetzt anzeige erstatten." beharre ich. er sagt, er müsse erst dem staatsanwalt anrufen, um zu wissen, ob hier eine solche anzeige überhaupt entgegengenommen werden kann,meint er, und geht nach hinten.
ich bin unterdessen schon genervt. ja wo soll ich denn sonst anzeige erstatten, wenn nicht bei der polizei, frage ich mich. ( aber ich gestehe, ich  bin darin ja gänzlich ungeübt. also warte ich.)
der beamte kehrt zurück, und meint der staatsanwalt rufe zurück. dann fragt er mich, ob ich geschädigte sei? ich gucke etwas konsterniert. er präzisiert: "sind sie roma?" "nein, bin ich nicht." " aha". zum glück klingelt das telefon, und er geht wieder nach hinten. kurz darauf bittet er mich an den anderen schalter. er fragt nochmals ob ich geschädigte sei? der staatsanwalt fände es eben auch befremdlich, dass eine privatperson anzeige erstatten möchte.
und eigentlich müsste ich ja geschädigt sein.
ich leiere unterdessen betont ruhig gesetzestexte herunter. er seufzt. "aber sie sind keine roma? auch nicht irgendwie weitläufig in der verwandschaft?" "nein. ich will jetzt die anzeige erstatten. es handelt sich um ein offizialdelikt, übrigens"
"haben sie die artikel gelesen? da steht nichts unwahreres drin." "achja? das bezweifle ich stark. ja, ich habe sie gelesen; mein urteil: latent rassistisch, hetzerisch und schlecht belegt. "
"gut, sie können meldung machen, der staatsanwalt entscheidet dann."

dann fängt das tippen und nachfragen an.
inmitten nochmals  die frage ob ich geschädigt sei. "bin ich . als schweizerin, wenn ein schweizer medium solches ungestört verbreiten darf", finde ich. allerdings scheint es dem beamten nicht recht einzuleuchten.

trotz allen widerständen, nach rund 45minuten verlasse ich den polizeiposten, die anzeige ist hinterlegt- ich hoffe sie gelangt mindestens bis zur nächsten instanz und landet nicht sonst wo.

nein, ich bin keine romni. ich bin mensch und rassismus und hetze will ich nicht akzeptieren. warum sollte ich?

(die anzeige ist hängig. update, 3.juni 2012: die staatsanwaltschaft zh eröffnet das verfahren! update, 9.juli die weltwoche veröffentlicht die einstellungsverfügung der zürcher staatsanwaltschaft http://www.weltwoche.ch/uploads/media/PDF.pdf )

Freitag, 1. Juni 2012

erschütterungen (und eine rede)

ob's zufällt oder passt, seit dem wundervollen abend in frankfurt, am 1.12.09, hat sich erschütterung breit gemacht. ich bin durchlässiger geworden. zuerst war da einfach nur der moment, die ehre, das unheimliche gefühl, die freude...später kam trauer, tief-verkrustet, müdigkeit und irgendwann leere.
schwierig zu zugeben, wie sehr ich mich verausgabt habe.
jahre des durchhaltens, politisch, privat.

nebenher streikte der magen. keine pille blieb lange im innern. ich würgte mich durch die tage. langes hin-und her mit dem arzt und endlich im märz der therapiewechsel.
die leere, die trauer und die müdigkeit sind geblieben. trotz allen clownereien...

ich bin der machtkämpfe auf dem "politischen" parkett müde. die arbeit bleibt zu oft liegen. sowas wie resignation macht sich breit.
als funktionärin bin ich denkbar ungeeignet. als mensch an der grenze des machbaren.

ich freue mich auf eine rückkehr zu dem was ich "kann":
überleben und widerstehen.
bevor ich verstumme, gebe ich mir meine stimme zurück. die rede in der paulskirche zeugt davon.

das private ist politisch.
die politik kann mich mal


und nachgereicht, hier, die rede