gründonnerstag oder ein absurder moment in liestal
mittwochnacht sehe ich auf twitter (christof moser sei dank!) das neue cover der weltwoche und traue meinen augen nicht.
offener rasissmus; als etwas anderes kann ich die komposition aus bild und titel, samt untertitel nicht verstehen.
meine
gedanken springen wie verrückt zwischen dem was ich in den letzten
jahren an hetzte, diskriminierung und verfolgung der roma mitbekommen
habe, meinen erinnerungen zu "kinder der landstrasse" der projuventute,
und meiner scham über jede von mir als kind verkaufte briefmarke und
meinen möglichkeiten der salonfähigen hetze der svp samt ihrem
sprachrohr weltwoche/köppel etwas entgegenzusetzen, hin-und her.
nach ein unruhigen nacht, weiss ich was ich tun will.
ich
eile morgens an den nächstbesten kiosk, kaufe eine
druckfrische ausgabe der aktuellen weltwoche.
die artikel lese ich mit widerwillen. buchstaben, tonfall und botschaften, liegen schwer in meinem magen.
ich fahre damit nach
liestal zum polizeiposten.
vorsorglich hatte ich frühmorgens art261 stgb
vorwärts und rückwärts gelesen, sämtliche neuere kommentare und artikel
die online zu finden waren noch dazu.
ich wähne mich also gut vorbereit
und gehe stracks an den schalter.
der polizist, der mir nach meinem klingeln entgegenkommt, will etwas unwirsch wissen, was ich wünsche.
ich lege also die weltwoche auf den tresen und sage:" ich möchte anzeige erstatten".
sein gesichtsausdruck wird sofort stoisch.
"gegen wen und warum?"
"nun,
gegen die weltwoche, resp. den herausgeber, herrn köppel, wegen
verstoss gegen den artikel 261 stgb" sage ich vielleicht etwas zu keck.
" wieso?"
" ja schauen sie doch bitte selbst das coverblatt an".
" ich sehe nichts rasisstisches" entgegnet der beamte.
"
ich möchte jetzt anzeige erstatten." beharre ich. er sagt, er müsse
erst dem staatsanwalt anrufen, um zu wissen, ob hier eine solche anzeige
überhaupt entgegengenommen werden kann,meint er, und geht nach hinten.
ich
bin unterdessen schon genervt. ja wo soll ich denn sonst anzeige
erstatten, wenn nicht bei der polizei, frage ich mich. ( aber ich
gestehe, ich bin darin ja gänzlich ungeübt. also warte ich.)
der
beamte kehrt zurück, und meint der staatsanwalt rufe zurück. dann fragt
er mich, ob ich geschädigte sei? ich gucke etwas konsterniert. er
präzisiert: "sind sie roma?" "nein, bin ich nicht." " aha". zum glück
klingelt das telefon, und er geht wieder nach hinten. kurz darauf bittet
er mich an den anderen schalter. er fragt nochmals ob ich geschädigte
sei? der staatsanwalt fände es eben auch befremdlich, dass eine
privatperson anzeige erstatten möchte.
und eigentlich müsste ich ja geschädigt sein.
ich leiere unterdessen betont ruhig gesetzestexte herunter. er seufzt.
"aber sie sind keine roma? auch nicht irgendwie weitläufig in der
verwandschaft?" "nein. ich will jetzt die anzeige erstatten. es handelt sich um ein offizialdelikt, übrigens"
"haben sie die artikel gelesen? da steht nichts unwahreres drin." "achja? das bezweifle ich stark. ja, ich habe sie gelesen; mein urteil: latent rassistisch, hetzerisch und schlecht belegt. "
"gut, sie können meldung machen, der staatsanwalt entscheidet dann."
dann fängt das tippen und nachfragen an.
inmitten nochmals die frage ob ich geschädigt sei. "bin ich . als
schweizerin, wenn ein schweizer medium solches ungestört verbreiten
darf", finde ich. allerdings scheint es dem beamten nicht recht
einzuleuchten.
trotz allen widerständen, nach rund 45minuten verlasse ich den
polizeiposten, die anzeige ist hinterlegt- ich hoffe sie gelangt
mindestens bis zur nächsten instanz und landet nicht sonst wo.
nein, ich bin keine romni. ich bin mensch und rassismus und hetze will ich nicht akzeptieren. warum sollte ich?
(die anzeige ist hängig. update, 3.juni 2012: die staatsanwaltschaft zh eröffnet das verfahren! update, 9.juli die weltwoche veröffentlicht die einstellungsverfügung der zürcher staatsanwaltschaft http://www.weltwoche.ch/uploads/media/PDF.pdf )
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen