Samstag, 9. Februar 2013

zozza

eines tages im herbst war sie da.
einer der wenigen busse, die ausserhalb der saison hierher fuhren, hatte sie am nordöstlichsten punkt sardiniens abgesetzt.
angekommen, auf capo testa.
einer halbinsel, die sich mit einem winzigen dorf, der aussicht auf korsika, einem leuchtturm, einem schiffswrack, einem hotel mit bungalows und vorallem mit dem valle della luna schmückte.
drei grössere und unzählige kleine täler:  vom wasser geformte mondlandschaften, die sich zum meer hin öffnen.
in der hochsaison regelmässig von freizeitüberlebenden heimgesucht.

zuhause hiess sie anders.
hier war ihr der bürgerliche namen schon am ersten tag abhanden gekommen.
"zozza! " riefen sie ihr hinterher.
schmutzfink.
nicht etwa, weil sie den, über den sommer, angehäuften abfall zusammentrug und nach und nach über die strada romana an den hafen von santa teresa schleppte.
sie war jung. eigensinnig. und ohne geld oder festen wohnsitz.
ein kräftiger hund wich kaum von ihrer seite.
eine, die ihr elternhaus, ihre heimat  zurückliess.
es sprach sich schnell herum. sie sei schweizerin und mannlos.
disgraziata.
leuchtendes meer in ihren augen, die haare wild und rot.
die männer im dorf klimperten  mit kleingeld, wenn sie vorüberging, erst grinsend, dann fluchend.
wer nicht dazugehören will, ist mittendrin. schutzlos.
sie blieb. trotzdem.


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